Mit Richard Strauss’ «Alpensinfonie» erkundet Christian Thielemann die Paradieswelt des Hochgebirges. Man kann bei dieser grossangelegten Tondichtung genau hören, was gerade geschieht: Wenn die Wandergruppe den Wald betritt, erschallt Hörnerklang. Wenn sie an einem Wasserfall vorbeikommt, spielen die Geigen mit Springbogen, lassen die Harfen die Tropfen glitzern. Auf der Alm läuten die Herdenglocken, bei Gewitter und Sturm kommen Donnerblech und die Windmaschine zum Einsatz. Strauss zieht mit einem riesenhaften Orchester alle Register der Instrumentationskunst – und Thielemann weiss genau, wie man das in Szene setzt: «Ein gefundenes Fressen» sei das für ihn, gestand er einmal. Zumal am Pult seiner Sächsischen Staatskapelle Dresden, einem Strauss-Orchester der ersten Stunde: Sie gestaltete 1915 die Uraufführung, und ihr ist die «Alpensinfonie» auch gewidmet. Handfest und musikantisch geht es im ersten Teil des Abends zu, wenn Antoine Tamestit Hindemiths «Schwanendreher» aufführt. «Ein Spielmann kommt in frohe Gesellschaft und breitet aus, was er aus der Ferne mitgebracht hat: ernste und heitere Lieder, zum Schluss ein Tanzstück», erläuterte Hindemith das Konzept.