Gustav Mahlers Siebte Sinfonie gibt Rätsel auf: Wie konnte dieser strenge und grüblerische Mann sie nur mit einem Finale von derart ostentativer Fröhlichkeit und Jubelstimmung beschliessen? Wollte er sich über uns lustig machen? Oder verfiel er einem kindlich-naiven Bedürfnis nach der besseren Welt, dem Paradies? Drei Sätze lang bewegt sich die Siebte durch nächtliche Regionen: Mahler präsentiert Märsche, lässt Soldaten im Finstern patrouillieren oder Dämonen und Gespenster hämisch kichern. Doch im vierten Satz wendet sich das Blatt überraschend, und es erklingt eine liebreizende Serenade, «Andante amoroso», mit gezupfter Begleitung der Harfe, Mandoline und Gitarre. Und dann kommt das berüchtigte Finale, das mit einer Paukenintrada, Jubelchorälen und Glockengeläut Glanz und Gloria heraufbeschwört – und dazu auch noch die Ouvertüre zu Wagners «Meistersingern» anklingen lässt, die Iván Fischer passenderweise zur Eröffnung des Konzerts dirigiert: Was für ein Déjà-vu! Was immer Mahler damit aussagen wollte: Die Siebte ist ein fesselndes Hörabenteuer, zumal wenn sie von einem Mahler-Orchester der ersten Stunde wie dem Royal Concertgebouw Orchestra gespielt wird.