Wie lässt sich erlittenes Unrecht wiedergutmachen? Riccardo Chailly und das Lucerne Festival Orchestra koppeln in der dritten Folge ihres Rachmaninow-Zyklus zwei Werke, die dem Komponisten schmerzhafte Niederlagen einbrachten. Zu einem Fiasko geriet 1897 die Uraufführung seiner Ersten Sinfonie. Sie war so mangelhaft einstudiert, dass das Publikum einen amorphen Klangbrei zu hören bekam, der mit der Partitur wenig zu tun hatte. Rachmaninow durchlitt schon während der Aufführung Höllenqualen und stürzte danach in eine schwere Krise – drei Jahre konnte er gar nicht mehr komponieren. Kaum besser erging es ihm 1927 mit seinem Vierten Klavierkonzert, das ebenfalls auf Ablehnung stiess. Der sensible Rachmaninow arbeitete das Werk anschliessend gleich zweimal um und kürzte es deutlich ein. Doch war die Urfassung tatsächlich so schlecht? Nein, glaubt «artiste étoile» Daniil Trifonov, der das Vierte als sein liebstes Rachmaninow-Konzert bezeichnet und eine Lanze für die verschmähte Originalversion bricht. Und auch die Erste Sinfonie, bis heute ein Stiefkind im Repertoire, wird endlich rehabilitiert. Das schönste Geburtstagsgeschenk zu Rachmaninows Hundertfünfzigstem!