Vorne sitzt ganz klassisch das Orchester, doch drängt es über die Bühne hinaus. Denn es wird digital verstärkt: Aus acht im Raum verteilten Lautsprechern ertönen seine elektronisch verfremdeten Klänge, wirbeln ums Publikum, springen von einer Seite des Saals auf die andere. Es ist eine faszinierend hybride Klanglandschaft, die George Lewis in «Minds in Flux» entwirft: eine Klanglandschaft, mit der er über gesellschaftlichen Wandel und kulturellen Pluralismus nachdenkt und die deshalb – wie schon der Werktitel verrät – fortwährend in Bewegung ist. Das gilt auch für «Spiral» von Peter Ruzicka, der im Juli seinen 75. Geburtstag feiert: Im konzertanten Wettstreit von vier Hörnern und Orchester geraten die musikalischen Motive «in einen Zustand des Kreisens», so Ruzicka. «Sie gelangen dabei spiralartig in eine jeweils höhere Ebene der Wahrnehmung.» Eröffnet wird das Programm vom Lewis-Schüler Jessie Cox: «Das Paradies ist ein Garten, also ein Raum, der durch die Ansammlung von Wasser aus der Wüste entsteht», sagt der junge Schweizer über sein neues Orchesterstück. «Es geht um die Frage, wie wir weiterhin Raum für Black Lives schaffen können, für zum Schweigen gebrachte Stimmen, für die Ungedachten – auf einem Planeten, der zu einem Garten für das Leben des Kosmos wird.»