2020 begann für das Israel Philharmonic Orchestra eine neue Epoche. Nach über 50 Jahren verabschiedete sich Zubin Mehta aus der Chefposition und übergab das Amt an Lahav Shani. Der 1989 geborene Dirigent ist der erste Musikdirektor des Orchesters, der in Israel zur Welt kam. Trotz seiner jungen Jahre währt Shanis Verbindung mit dem Israel Philharmonic Orchestra schon sein halbes Leben. Bereits als 16-Jähriger spielte er dort als Kontrabassist, zwei Jahre später debütierte er als Pianist mit Tschaikowskys Erstem Klavierkonzert, und 2010 gab er seinen Einstand am Pult. «Viele Orchestermitglieder kenne ich schon seit meiner Kindheit», erzählt Shani. «Wir gehen direkt miteinander um, es fühlt sich ganz natürlich an.» Lahav Shani ist ein unkonventioneller Maestro und kein Pulttyrann: Er dirigiert ohne Stab und versteht die Interpretation als gemeinschaftliches Ergebnis. Das freilich kann sich hören lassen. Für seinen ersten Auftritt mit dem Orchester in Luzern hat er Sinfonien von Haydn und Brahms ausgewählt. Zu Beginn aber widmet er sich der französischen Romantikerin Louise Farrenc, die seit einigen Jahren endlich fürs Repertoire wiederentdeckt wird.