Was für ein Paradies der Mensch doch geschenkt bekam! Das wusste schon Joseph Haydn und setzte es in seinem Oratorium «Die Jahreszeiten» klangprächtig in Szene. Im Frühjahr erblüht die Natur; der Sommer legt dann Hitze übers Land, die sich im krachenden Gewitter entlädt. Im Herbst wird geerntet, gejagt und gefeiert, im Winter übernehmen Nebel, Frost und Schnee die Regentschaft. So war es einmal, in der guten alten Zeit. Aber wie lange bleibt uns dieser regelmässige Wechsel in Zeiten des Klimawandels noch erhalten? Giovanni Antonini kommen bei dieser Idylle, wie Haydn sie vertont hat, auch noch andere, aktuelle Bilder in den Sinn: schmelzende Gletscher, ausgetrocknete Flüsse, verdorrte Gärten, kümmerliche Ernten. Antonini ist ein Grossmeister der Haydn-Interpretation; seine Gesamteinspielung aller 104 Haydn-Sinfonien soll zum 300. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2032 komplett vorliegen. Der Name seines Ensembles, Il Giardino Armonico, passt übrigens auch bestens zum Paradies-Thema: «Er meint so viel wie ‹Guter Garten›», erläutert Antonini. «Originalinstrumente bringen fast automatisch ein Erblühen der Blumen in diesem Garten und ermöglichen eine treffliche Klangbalance.»