Diese Produktion machte Furore weit über Luzern hinaus. Aufsehen erregte sie nicht nur dank der grossen Qualität auf allen Ebenen, sondern auch, weil sie ein besonderer Kniff auszeichnet, der sie so ungewöhnlich macht: Aus dem Orchestergraben steigen zwar die Klänge der traumhaften «Schwanensee»-Komposition von Tschaikowski empor – die vertrauten Melodien bewegen die Menschen bis heute; bei den meisten lösen sie zudem Bilder von Tutus und Spitzenschuhen aus. Doch genau mit dieser Tradition bricht die Produktion verblüffend – von Schwänen ist auf der Bühne weit und breit nichts zu sehen. Yabin Wang, Star-Choreografin aus China, kombiniert zu der Musik eine völlig andere Geschichte der europäischen Literatur: Mary Shelleys Erzählung «Frankenstein». Das tut sie so überzeugend, dass es wirkt, als sei die Musik nie für einen anderen Stoff komponiert worden.
Die Choreografin verbindet westliche Erzählformen mit östlicher Tanztradition und nutzt geschickt die Emotionalität, die dem Paradewerk der Ballettgeschichte zugrunde liegt, um das tragische Schicksal der von Doktor Frankenstein geschaffenen Kreatur auf die Bühne zu bringen. Beim Zuschauen erlebt man die Welt ganz aus der Perspektive des künstlich erzeugten Wesens und leidet mit ihm angesichts der Ablehnung durch die Gesellschaft. «Das berühmteste Ballett zu nehmen und etwas komplett Konträres daraus zu machen, das muss man sich trauen. Yabin Wang tut das in einer Leichtigkeit, die sich auszahlt», kommentierte die Presse. Alt wie Jung waren hingerissen. Für alle, die diesen «Swan» verpasst haben, aber vor allem auch für die vielen, die ihn so gerne noch einmal sehen möchten, ist diese Wiederaufnahme gedacht.